UNKRAUTBEKÄMPFUNG MIT STROM

AUF DEM WEG IN EINE HERBIZIDFREIE ZUKUNFT

Chemische Herbizide gewannen im 20. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung: Sie reduzierten Kosten und steigerten die Erträge. Aufgrund immer strengerer Auflagen für die Applikation sind alternative Methoden der Unkrautbekämpfung so gefragt wie nie zuvor.

Studien liefern unterschiedliche Ergebnisse über das Risiko von Totalherbiziden, wodurch die Unsicherheit der Verbraucher wächst. Die Mischung aus toxikologischen Vorschriften, wachsenden Resistenzen sowie politischen Entscheidungen gibt den Weg in die Zukunft vor: Es werden chemiefreie Alternativen benötigt, um optimierte, umweltfreundliche und gleichzeitig zuverlässige Unkrautbekämpfungsstrategien zu entwickeln. Mit dem XPower XPS bietet New Holland eine bahnbrechende Lösung für den Wein-, Obst- und Sonderkulturbau.

100 % CHEMIEFREI.
100 % UMWELTFREUNDLICH.

Philipp Härterich, Precision Farming Spezialist bei  New Holland in der Region Süddeutschland, im Interview:

Was genau ist der XPower XPS?
Der XPS ist Teil der AGXTENDTM XPower-Familie elektrischer Unkrautbekämpfungslösungen. Das „S“ steht in diesem Fall für „Specialty“, also Sonderkulturen. Gemeint sind damit beispielsweise der Obst- und Weinbau. Er besteht aus einer Generatoreinheit im Heck mit Unterstockapplikatoren. Es gibt zudem die Option, die Applikatoren in einem Frontrahmen zu nutzen. Der angebaute Generator wird über die Zapfwelle des Traktors angetrieben. Der erzeugte Strom fließt dann über Applikatoren bis in die Wurzeln der Unkrautpflanzen und zerstört dabei die Leitbündel.

Welche Vorteile bietet XPower gegenüber anderen Methoden?
Der wohl bedeutendste Vorteil ist die schnelle und langanhaltende Wirkung. Diese ist zudem rückstandsfrei und im Gegensatz zu chemischen Herbiziden entsteht kein Wirkungsverlust durch Niederschlag kurz nach der Anwendung. Weder Boden noch Grundwasser werden durch die Applikation beeinträchtigt. XPower-Anwendungen unterliegen keinen gesetzlichen Einschränkungen. Aus diesen Gründen ist er für den ökologischen Anbau bestens geeignet. Außerdem liegen keine Wartezeiten vor und es kommt zu keiner Bodenbewegung oder Mineralisation zu ungewollten Zeitpunkten.

Welche Faktoren beeinflussen den Behandlungserfolg am meisten? 
Die Bodenart bzw. -feuchte und der daraus resultierende Wechselstromwiderstand, die Pflanzenart, Morphologie, Wachstumsstufe und Dichte des Unkrauts. Ebenso Einfluss hat die Arbeitsgeschwindigkeit: je langsamer man fährt, desto intensiver wirkt die Behandlung, da mehr Leistung auf die Unkrautpflanze übertragen werden kann. Empfohlen wird eine Fahrgeschwindigkeit von 2 bis 4 km/h.

Gibt es auch völlig resistente Pflanzen?
Nein. Es gibt keine Resistenzbildungen gegen lokale Hitzeeinwirkungen durch Strom. Besonders gut funktioniert das Verfahren bei Unkräutern wie der Distel mit viel Blattmasse und einer großen Hauptwurzel. Bei guten Bedingungen erreichen wir eine Wirksamkeit von etwa 90 %. Gräser hingegen sind etwas hartnäckiger, da diese viele Halme und feine Wurzeln besitzen. Hier erzielten wir in der Vergangenheit rund 60 % Wirksamkeit bei der ersten Überfahrt.

Wie lange dauert es, bis ein Effekt eintritt und wie viele Behandlungen sind nötig?
Hier am Löwenzahn sieht man den Effekt im Vergleich zu einer nicht behandelten Pflanze deutlich. Er wird innerhalb weniger Minuten braun, trocknet aus und stirbt nach wenigen Tagen systemisch ab. Da keine Bodenbewegung stattfindet, ist mit weniger neu auflaufenden Beikräutern zu rechnen. Wie viele Behandlungen notwendig sind hängt von folgenden Faktoren ab: Unkrautart, Entwicklungsstadium/Wuchshöhe, Jahreszeit sowie Feuchtigkeit des Bodens bei und nach der Behandlung. Erfahrungen zeigen, dass ein Zyklus von 2 bis 3 Anwendungen, ähnlich wie bei der Totalherbizidbehandlung, am effektivsten sind.

Werden die Rebstöcke dadurch geschädigt?
Die Stromapplikatoren werden durch einen gefederten Spezialarm mit Kantenschutz so dicht wie möglich an den Rebstöcken entlang geführt. Rebstöcke weisen zudem einen hohen Grad an Verholzung auf, weswegen sie kaum bis gar keinen Strom leiten. Der Rebstock wird daher selbst bei versehentlichem Kontakt mit den Applikatoren nicht geschädigt, da er durch seine Holzrinde isoliert wird.

Wie wirkt sich die Strombehandlung auf das Bodenleben aus?
Unser Technologiepartner Zasso hat durch unabhängige Institute vielfältige Studien hierzu durchführen lassen. Die Ergebnisse zeigten keine negativen Effekte auf Nützlinge wie Regenwürmer und Insekten, insbesondere im Vergleich zur mechanischen Unkrautbekämpfung. Außerdem wird die Behandlung mit Strom in der Regel bei ausreichend trockenen Bedingungen durchgeführt. Regenwürmer bevorzugen bei diesen Zuständen tiefere Erdschichten, sodass sie von der Behandlung nicht beeinträchtigt werden.

Ist der XPS sicher für den Anwender?
Jedem Gerät liegt eine entsprechend zertifizierte Sicherheitsausrüstung bei. Nur geschulte Anwender dürfen mit dem Gerät arbeiten. In der Schulung wird die fachliche Praxis gelehrt: So muss beispielsweise das Gelände vor jeder Bearbeitung weitläufig abgesperrt werden. Die Hochspannungsbereiche der Applikatoren sind zudem vollständig vom Rest des XPS isoliert.

Wird auch weiter an Lösungen für den großflächigen Ackerbau gearbeitet?
Lösungen mit größeren Arbeitsbreiten sind in der Entwicklung. Ein besonderer Fokus liegt hier auf Reihenkulturen.

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